Jedes Jahr, nach den ersten frostigen Nächten, gehe ich zu unserem Mispelbaum, um zwei Eimer dieser köstlichen Früchte zu ernten. Dabei muss ich mich beeilen, da auch die Amseln schnell bemerken, was für eine außergewöhnliche Mahlzeit für sie da unterm Baum liegt. Und im Gegensatz zu mir teilen die Vögel nicht! Mispelbäume sind sehr ertragreich, darum kann ich immer einen guten Teil der Ernte für meine gefiederten Freunde liegen lassen.
Dieses Jahr ist allerdings unser Brunnen versiegt, wir ließen nachbohren und so musste, schweren Herzens , die Hälfte der Krone unserer alten Mispel weichen, um den Geräten des Brunnenbauers Platz zu schaffen. Da dieser kleine Baum aber von sehr robuster Natur ist, wird er sich, so hoffe ich doch, bald wieder von diesem Eingriff erholen. Und ich werde dieses Jahr nur einen kleinen Eimer ernten…
Die Mispel oder Mespilus germanica wird nur bis zu sechs Meter hoch und hat einen charakteristisch krummen Stamm und eine sehr breite Krone. Sie blüht im Mai mit auffallend großen weißen Blüten. Eine Mispel lässt sich solitär, aber auch in Vogelschutzhecken pflanzen.
Mispelbäume kamen wahrscheinlich durch die Römer nach Mitteleuropa und waren zu früheren Zeiten in vielen Obstgärten zu finden. Mit der Zeit wurden sie von unseren anderen Obstbäumen verdrängt und daher gilt die Mispel heute als stark gefährdet. Leider, denn dieser attraktive Baum hat auch kulinarisch und gesundheitlich einiges zu bieten!
Ab Ende Oktober nach Frosteinwirkung wird diese Steinfrucht erst genießbar. Das Fruchtfleisch wird dadurch teigig und braun und kann dann, roh oder verarbeitet, genossen werden.
Das Aroma der Mispel ist süß-säuerlich und hat, so finde ich, eine feine Marzipannote. Dieses Steinobst ist roh genossen sehr gesund: Mispeln enthalten viele Vitamine, vor allem B - Vitamine und Ascorbinsäure, Nährstoffe und Spurenelemente, wie Eisen, Zink und Folsäure. Außerdem tut diese Frucht dem Darm gut und hilft bei Verdauungsstörungen. Da sie zudem entzündungshemmend wirkt, wurde sie früher bei Nieren- und Blasenleiden eingesetzt. Sogar Hildegard von Bingen hat die Mispel lobend erwähnt. Sie empfahl sie zur Gesunderhaltung und zum Muskelaufbau.
Aus den Blättern des Baumes lässt sich sogar ein Gesichtswasser herstellen, das speziell bei großporiger Haut und Ekzemen hilft.
Verarbeitet werden können die Mispeln gut zu Marmeladen, Gelees und Mus. Gelierzucker kann sparsamer verwendet werden, da die Früchte sehr pektinhaltig sind. Zimt harmoniert geschmacklich sehr gut mit der Mispel. Ich verschenke gerne ein selbstgemachtes „Adventgelee“ aus den Früchten der Mispel und Hagebutte, aromatisiert mit Zimt und einer Prise Nelken.
Mein Favorit ist allerdings ein Mispelchutney, wovon ich euch gerne das Rezept gebe:
1 kg Mispeln, 1 Birne und 3 Zwiebel,
50 g frischer Ingwer gerieben, viel Knoblauch, 3 oder mehr scharfe Chilis,
5 – 6 Gewürznelken, 2 Zimtstangen, Kurkuma, Kardamon, 1 Teel. Senf, 2 Essl. Rosinen,
50 ml Essig und 250 ml Birnensaft (wenn ihr den Eindruck habt, es ist zu wenig Flüssigkeit, auch etwas mehr), 2 Essl. Öl oder Kokosfett
Die reifen Mispeln in etwas Apfel- oder Birnensaft kurz aufkochen und dann durch ein Sieb oder die Flotte Lotte passieren. Zwiebel in Öl andünsten, danach die Gewürze dazu und kurz mitbraten, ablöschen und den Rest dazu. Auf kleiner Flamme köcheln. Mit Salz abschmecken und in sterile Gläser füllen.
Dieses Chutney lässt sich schön verpackt auch verschenken!
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