Beim Spazierengehen entdecke ich sie im Moment überall, an den Bahngleisen und am Waldrand. Gerade in der Abendsonne leuchtet das warme Gelb ihrer Blüten besonders stark. Ich bleibe immer gerne bei ihr stehen, weil sich unzählige Insekten auf ihr tummeln. Die Goldruten sind wahrlich Insektenmagnete. Verschiedenste Bienenarten, Schwebefliegen, Schmetterlinge und Käfer könnt ihr beobachten, wenn ihr euch ein bisschen Zeit nehmt.
Weltweit gibt es über hundert verschiedene Arten von Goldruten. Bei uns sind meist – bis auf zwischenzeitlich sehr interessante Gartenzüchtungen – drei Arten anzutreffen, wovon ich euch die beiden heilkräftigsten etwas näher vorstellen möchte.
Unsere heimische Goldrute (Solidago virgaurea) hatte früher in Bauerngärten ihren festen Platz und läutete mit den Astern den Spätsommer ein. Beim (Berg)wandern finde ich sie oft am Wegrand. Wenn sie nicht neben einer stark befahrenen Straße und in keinem Naturschutzgebiet wächst, könnt ihr euch ein paar Blüten mit nach Hause nehmen. Diese werden im Schatten getrocknet. Ein Teeaufguss von ihnen ist ein gutes Hausmittel bei Nieren- und Blasenleiden, da die Goldrute stark harntreibend und entzündungshemmend wirkt. Die gewöhnliche Goldrute ist zierlich und wuchert nicht. Sie lässt sich problemlos im Garten kultivieren. Alle Goldruten lieben trockene, gerne auch schwere Böden, in sonnigen Lagen.
Die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) kam im 17. Jahrhundert erstmals nach Europa. Ihre Blühfreude machte sie bei den Menschen so beliebt, dass sie bald in vielen Gärten zu finden war. Allerdings blieb sie nicht hinterm Gartenzaun, sondern entwickelte sich zu einem invasiven Neophyten, der durchaus in der Lage ist, unsere heimische Vegetation zu verdrängen. Ein Neophyt ist eine Pflanzenart, die sich in Lebensbereichen ansiedelt, an denen sie vorher nicht heimisch war. Andererseits ist die Kanadische Goldrute eine wertvolle Insektenweide und zieht vor allem die seltenen Wildbienen an. Sie wird, wie ihre heimische Schwester, als Heilpflanze bei Nieren- und Blasenleiden verwendet. Eine Tasse Tee aus ihren Blüten soll eine wohltuende Wirkung auf das Gemüt haben. Damit können im kommenden Herbst Sommergefühle wiedererweckt werden.
Auch ich entdeckte die Kanadische Goldrute eines Tages bei mir im Garten und war mir anfangs nicht sicher, ob sie bleiben sollte. Sie blieb und seither erfreue ich mich jedes Jahr an ihrer Blütenpracht. Ich nehme sie gerne für Blumensträuße und schneide sie nach der Blüte einfach ab um zu vermeiden, dass sie sich durch ihre unzähligen Samen zu stark ausbreitet.
Ihre Blüten schmecken nach Honig, deshalb eignen sie sich auch als Deko für Salate und Süßspeisen. Die Samen der Goldrute enthalten übrigens viele wertvolle Vitamine und Mineralstoffe und können frisch oder getrocknet übers Müsli oder den Salat gestreut werden.
Lange glaubte man, dass die Goldrute allergische Reaktionen auslösen könne. Jetzt wurde allerdings festgestellt, dass dafür eine Pflanze namens Traubenkraut verantwortlich ist, die sich oft zur Goldrute gesellt.
Aus den Goldrutenblüten lässt sich ein sehr leckerer Sirup herstellen, den ich euch nicht vorenthalten möchte:
100 g Blüten über Nacht in einem Liter Wasser ziehen lassen,
anschließend mit 1 kg Zucker (gerne auch weniger!) fünf Minuten kochen lassen,
Zitronensaft dazu und mit Mineralwasser aufgießen. Herrlich!
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